Für mich war die Fachtagung auch ein sehr bereicherndes Erlebnis. “Da steckt die gesamte Psychologie drinnen“ von Prof. Reinecker fällt mir immer wieder mal ein und passt auch zu meinem Bestreben, auch über die (ohne Frage sehr bedeutende) kognitive Verhaltenstherapie hinaus nach Lösungen von diesem Leiden zu suchen. So wie es auch gegen die Zwänge gut sein kann, weniger an Altem (ritualisiertem) fest zu halten, sollte man sich ruhig mehr trauen Neueres auszuprobieren – so schnell schadet einem das bestimmt nicht und schon gar nicht mehr, wie der Zwang. Von Anne Külz gibt es ein schönes Buch und einen frei zugänglichen Artikel in dem beschrieben wird, dem Zwang mit Achtsamkeit zu begegnen (auch in Erweiterung des von Reinecker vorgestelltem Modell). In den persönlichen Begegnungen, in denen ich auch die Vortragenden sehr offenherzig erlebte, erfuhr ich wie Zwischenmenschliches zu mehr Zwangslosigkeit beitragen kann. Mal etwas weniger v.a. “auf sich zu schauen“ und sich anderen öffnen und sich mal erlauben den “Eigensinn“ in Frage zu stellen, das tut der Erhaltung des Zwanges nicht gut.
Die Zwangserkrankung verläuft oft chronisch. Wenn dem so ist, dann sollte sie auch kontinuierlicher therapiert bzw., noch besser, von vornherein ihr entgegengewirkt werden.
Das Denken und Fühlen auch mal etwas mit Abstand zu Betrachten, dazu hat die sehr schöne Darstellung der aktuellen Forschungsergebnisse (neurobiologisch, bildgebend) gedient. Allerdings meine ich, dass die Komplexität so mancher Zwangsstörung niemals nur ansatzweise nachvollzogen werden kann. Ich würde dennoch auch eine tiefenpsychologische Herangehensweise nicht ausschließen – an dem Buch “Der gehemmte Rebell“ finde ich alleine den Titel schon spannend. Sich mehr bewusster zu machen und damit mehr Selbst-Bewusst-Sein, warum nicht.