Es freut mich sehr, Dir mitteilen zu können, dass die AMEOS Klinika in Bad Aussee heuer eine Fachtagung eigens zum Thema Zwänge organisieren!
Herzlichen Dank dafür an Frau Struber und OA Dr. Förstner im Namen des zwaenge.at-Teams, tolle Sache! Liebe Grüße nach Bad Aussee
Theresa
Mein Krankheitsbild damals (Autor: Theresa)
Ich habe die Verhaltenstherapie bereits hinter mir – wenn ich heute zurückdenke, fallen mir zwanghafte Handlungen schon zu Schulzeiten auf, ja sogar dort schon sehr früh. Damals blieb das Ganze jedoch noch im Rahmen und fiel sonst niemandem auf. Im Arbeitsleben hatte ich auch schon damit zu kämpfen, es wurde jedoch mit Medikamenten (ohne Verhaltenstherapie) wieder erträglich gemacht und aus dem Weg geräumt. Später, ich hatte inzwischen geheiratet und war bei unserem ersten Sohn schwanger, eskalierte das Ganze.
Zuerst mußte ich die Schwangerschaft gut zu Ende bringen (und ich war eigentlich stolz darauf und sehr gerne schwanger!), jedoch der Zwang erschwerte die Situation ungemein. Depressionen kamen dazu. Als unser Sohn drei Monate alt war musste ich meine nächste große Entäuschung hinnehmen: Der Zwang fraß mich soweit auf, dass ich nicht mehr länger ohne medikamentöse Hilfe auskommen konnte. Ich musste sofort abstillen (es viel mir unheimlich schwer!). Ein „normales“ Leben (normaler Tagesablauf) war nicht mehr möglich; ich war so gut wie zu keiner Hausarbeit mehr fähig und auch mein Verhalten generell war oft ziemlich gestört durch die Krankheit. Mit Unterstützung des Medikamentes begannen wir nun mit der Verhaltenstherapie. Es war bei mir alles vorhanden: Zwangsängste, Zwangshandlungen, Zwangsgedanken, es wucherte nur noch so in meinem Kopf.
Es waren teilweise richtige „Horrorgeschichten“ die sich dann in Zwangsängste auslebten. Es handelte sich dabei meist um unser Kind, das mir ja nun am meisten am Herzen lag. Das nützte der Zwang natürlich peinhart aus.
Die Therapie wurde noch etwas erschwert, da ich nur sehr wenig Selbstvertrauen und Selbstbewußtsein hatte, auch das lernte ich im Zuge dessen.
Anschließend an meinen Bericht möchte ich mich noch gerne bei meinem Therapeuten Dr. Gerhard Crombach bedanken. Mindestens genauso wichtig war aber auch die Hilfe von Ulrike S. und der Beistand meines Mannes, auch bei ihnen möchte ich mich hier nochmals ganz herzlich bedanken!
Ohne deren Hilfe würde ich heute mit ziemlicher Sicherheit immer noch ein Häufchen Elend sein, das sich täglich nur noch mit Zwang, Zwang, Zwang und nicht mehr viel anderem herumschlagen müsste.
Damit möchte ich Euch alle Betroffenen ermutigen: Bekennt Euch zu Eurer Krankheit! – Macht die Verhaltenstherapie, keine Angst davor, sie hilft Euch wieder zu einem normalen Leben zurück! Umso früher ihr dran seid, desto weniger gibt es am Schluss auszumärzen!
Theresa
Beispiele eigener Therapiemaßnahmen (Autor: Theresa)
In diesem Bericht möchte ich versuchen, Dir ein paar einzelne Therapiemaßnahmen zu schildern. Jedoch möchte ich betonen, dass es nicht möglich sein wird, nur mit diesen Beispielen eigenhändig eine Therapie zu machen. Du solltest das Ganze auf jeden Fall gemeinsam mit einem Therapeuten angehen! Ich hoffe jedoch, dass Dir die folgenden Beispiele eine kleine zusätzliche Hilfe sein können!
Zwangsgedanken:
Du sollst versuchen, vor einem Zwangsgedanken nicht zu erschrecken; denn dann beginnt das „verkrampfte Festhalten“ (Fertigdenken, Wiedergutmachen). Wenn es Dir einmal gelingt, so einen Gedankenblitz ganz einfach selbst zuzulassen und dabei locker zu bleiben, zeigst Du ihm schon in ersten Ansätzen seine Unwichtigkeit. Umso öfter es Dir dann mit der Zeit gelingt, desto mehr rückst Du den lästigen Mitbewohner ins Abseits. Anfänglich würde ich lieber davon sprechen, so zu tun als ob Du ihn nicht mehr beachten würdest, denn so schnell wird es nicht möglich sein, ihm wirklich Gleichgültigkeit zu zeigen.
Versuche Dir immer wieder vor Augen zu halten: Zwangsgedanken sind nicht Deine eigenen Gedanken, sie wurden Dir nur „aufgezwungen“ und sind daher bedeutungslos!
Zwangshandlungen:
Ich nehme als Beispiel das Händewaschen (Waschzwang):
Du machst die Handlung ein Mal konzentriert und wenn sich nachher der Übeltäter wieder aufdrängt, könntest Du ihm beispielsweise sagen:
Ich habe die Hände gewaschen und werde es wegen Dir ganz bestimmt kein zweites Mal mehr tun. Sie sind ausreichend“ sauber! Dann versuche gleich wieder, mit der zuletzt begonnen Arbeit bzw. Beschäftigung weiterzumachen.
„100% sauber“ kann es nicht geben beim Händewaschen und braucht es auch nicht zu geben!Da der Zwang ja vergleichbar ist mit einem lästigen Kerl der Dir auf der Schulter sitzt und laufend unangenehme Dinge ins Ohr flüstert kannst Du in der Therapie auch Gespräche führen wie zum Beispiel:
* ihn beschimpfen: „Sei doch still, Du übler Mitbewohner!“
* ihn verjagen: „Dort hat der Zimmermann „die Tür“ gemacht und da schaust Du lästiger Kerl jetzt auf der Stelle, dass Du rauskommst!“
* ihn ins Lächerliche ziehen: „Was willst denn DU schon wieder?“
* Das Allerbeste ist natürlich, ihn gar nicht zu beachten, aber das lernst Du ja im Zuge dessen.
Er ernährt sich von Deiner Aufmerksamkeit, unser Ziel ist es daher, ihn aushungern zu lassen.
Versuche, die Zeit in der Du Dich mit dem Zwang auseinandersetzst, etwas einzubremsen. Eine gute Technik ist zunächst einmal die Technik des Aufschiebens. Jene versuche im fortgeschrittenen Therapiestadium immer wieder zu erweitern. Er hat dann beispielsweise nur noch zwischen Abendessen und Nachrichten Deine Aufmerksamkeit und eben dann immer noch weniger. Für später:
Der Zwang würde immer wieder mal gerne mitmischen. Gib ihm einfach nach Möglichkeit keine Chance mehr – er würde nämlich auch gleich wieder unverschämt werden. Aber keine Sorge, Du lernst ja damit umzugehen!!
Wenn die angeführten Beispiele nicht gleich beim ersten Versuch gelingen, so ist das ganz normal , auch bei mir dauerte es seine Zeit.
Also bitte nicht verzweifeln!!!
Theresa