„Was bringt medikamentöse Behandlung?“

Da wir immer wieder auf die Einnahme von Psychopharmaka angesprochen werden, möchte ich diesbezüglich ein paar Zeilen von Prof. Dr. Hans Reinecker auf die Seite stellen. Ich kann Dir nur sagen, dass darüber vom Psychiater von Fall zu Fall entschieden wird. Besprich Dich mit ihm, teile ihm ruhig Deine Bedenken diesbezüglich mit! Wir sind nicht dazu befugt und ausgebildet, Dich in dieser Sache zu beraten. Nun aber zu den versprochenen Zeilen:

„In der Behandlung von Zwängsstörungen erweisen sich verschiedene Medikamente als durchaus hilfreich. Es entspricht auch dem Prinzip einer „ganzheitlichen“ Behandlung, bei Therapie eines so schwierigen Problems auf Medikamente zurückzugreifen. Man muss allerdings vorab sagen: DAS Medikament gegen Zwangsstörungen gibt es nicht!
Es gibt allerdings zwei Gruppen von Medikamenten, die erfelgreich in den Transfer der Botenstoffe bei der Informationsübermittlung in den Nervenzellen des Gehirns eingreifen. Beide stammen aus der Gruppe der Anitdeprssiva; im Prinzip geht es darum, den Botenstoff Serotonin länger in der Übermittlung von Impulsen von einer Nervenzelle auf eine andere zu halten. Da es sich darum handelt, die Wiederaufnahme von Serotonin in einen Ast der Nervenzelle zu verhindern, heißen die Medikamente „Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer“ (SSRI’s). Die Wirktstoffe der einzelnen Medikamente unterscheiden sich etwas und sie haben auch unterschiedliche Handelsnamen. Wenn Sie der Auffassung sind, dass Medikamente Ihnen helfen können, sollten Sie sich unbedingt an einen Fachmann (Psychiater) wenden, der die Verschreibung und Dosierung kontrolliert.

Wichtig ist es, drei Dinge im Zusammenhang mit der Medikation zu wissen:

  • Die Medikamente benötigen bis zu einem Eintritt der Wirkung eine längere Zeit, in der Regel 4 bis 8 Wochen; Sie sollten von der Einnahme der Medikamente deshalb keine sofortig Wirkung erwarten.
  • Die Medikanente allein bringen in der Regel keine vollständige Besserung, in vielen Fällen aber eine deutliche Erleichterung Ihres Problems. Schon diese Erleichterung hilft vielen Patienten, überhaupt den Mut zu einer Psychotherapie zu fassen.
  • Es gilt heute als Standard, dass Medikamente immer nur in Kombination mit Kognitiver Verhaltenstherapie verschrieben bzw. eingenommen werden sollten. Reine Medikation bringt zwar die besprochene Erleichterung, aber keine Veränderung von grundlegenden Mechanismen des Lernens.

    Einige Studien ergaben, dass Medikamente als Ergänzung zur Kognitiven Verhaltenstherapie vor allem dann angezeigt sind, wenn zum Einen beim Patienten eine zusätzliche Depression vorliegt. Hier mildern die Medikamente die Verstimmung und aktivieren den Patienten in Richtung Psychotherapie. Zum Anderen sind Medikamente auch dann besonders angebracht, wenn Kognitive Verhaltenstherapie nur begrenzte Wirkung zeigt, und das trifft vor allem bei reinen Zwangsgedanken zu.“

    Reinecker, Hans, Prof. Dr. : Ratgeber Zwangsstörungen, Informationen für Betroffene und Angehörige. 12. Auflage. Göttingen: Hogrefe, 2006, S. 42f

Sorgentelefon

Ein herzliches Dankeschön möchte ich allen Betroffenen und Angehörigen von Betroffenen ausdrücken für das Vertrauen, das mir durch einen Anruf immer wieder geschenkt wird. Ich kann mir gut vorstellen, daß es für all die unter Zwängen Leidende nicht immer ganz leicht ist, zum Telefon zu greifen. Da spielt die „Zweifelkrankheit“ sicher auch manchmal eine Rolle: „Wer meldet sich da wohl am Telefon? Wird diese Ulrike S. mich auch verstehen können? Wird mein Anruf hilfreich sein?“ Habt keine Bedenken, ihr werdet erfahren, daß ich mich gut in Eure Sorgen und Nöte einfühlen kann. Eigene (bewältigte) Erkrankung und die daran anschließende Arbeit als Cotherapeutin für Betroffene haben mich gut darauf vorbereitet, Euch eine Hilfe zu sein.

Herzliche Grüße und Mut zum Hilfe suchen! Eure Ulrike S.

Trialog von Fachkreisen, Betroffenen und Angehörigen. „Wenn Zwänge das Leben bestimmen und Beziehungen belasten“

Es freut mich sehr, Dir mitteilen zu können, dass die AMEOS Klinika in Bad Aussee heuer eine Fachtagung eigens zum Thema Zwänge organisieren!
Herzlichen Dank dafür an Frau Struber und OA Dr. Förstner im Namen des zwaenge.at-Teams, tolle Sache! Liebe Grüße nach Bad Aussee
Theresa

Sorgentelefon

Wir haben dafür nun folgende Telefonzeiten festgelegt:

„Ulrike S.“ ist am Sorgentelefon wie folgt gerne für Dich erreichbar:
Montag bis Samstag von 10:00 bis 11:00 Uhr bzw. von 19:00 bis 20:00 Uhr.
Außerhalb dieser Zeiten bitte nur in Notfällen anrufen!
Sonntags ist das Telefon außer Betrieb.

Therapeutenbegleitete Konfrontationsübungen zu Hause über Videokonferenz per Webcam

Die Universitätsklinik für Medizinische Psychologie der Medizinischen Universität Innsbruck bietet diese Möglichkeit.

Viele Zwangsrituale sind an das Zuhause gebunden: Kontrollieren beim Verlassen der Wohnung, Wasch- und Putzzwänge, Ordnungszwänge usw.. Konfrontationsübungen als die Methode der Wahl in der Psychotherapie („Exposition und Reaktionsverhinderung“) sollten deshalb natürlich auch am besten zu Hause durchgeführt werden. Eine Begleitung von PatientInnen bei diesen Übungen ist für Therapeutinnen hier nicht immer einfach und oft unmöglich, wenn Patientinnen in größerer Entfernung von der Praxis leben.

Die Universitätsklinik für Medizinische Psychologie Innsbruck hat daher ein neuartiges Projekt gestartet, in dem über Videokonferenzen eine „virtuelle“ Teilnahme an den Konfrontationen möglich gemacht wird. Über Videotelefonie, d.h. also Ton- und Bildübertragung über das Internet können PatientInnen und Therapeutinnen auch bei großer Entfernung in Echtzeit in Kontakt bleiben. TherapeutInnen begleiten ihre PatientInnen über den Bildschirm. Die Therapie beginnt allerdings zunächst wie üblich mit mehreren persönlichen Treffen, in denen Diagnostik und Therapieplanung durchgeführt werden.

Bisherige Studien zeigen, dass psychotherapeutische Interventionen über diesen Weg erstaunlich effektiv sind (d. h. Therapien mit persönlichem Kontakt vergleichbar) und von PatientInnen wie auch TherapeutInnen in hohem Maß akzeptiert und geschätzt werden. Auch die therapeutische Beziehung scheint dadurch nicht beeinträchtigt. Die Voreile sind gleichzeitig erheblich: PatientInnen können nicht nur wichtige Übungen zu Hause durchführen, es entfallen auch lange Anfahrtswege und damit Kosten bzw. Zeit.
Das Projekt richtet sich in erster Linie an Betroffene im Bundesland Tirol. Sollten Sie an der Teilnahme an einem derartigen Projekt interessiert sein, wenden Sie sich bitte an:

PD Dr. Horst Mitmansgruber
Leitender Psychologe an der Ambulanz der Universitätsklinik
für Medizinische Psychologie

Speckbacherstraße 23, 2. Stock
6020 Innsbruck

Tel: +43 (0) 512 504 26117
mail: horst.mitmansgruber@i-med.ac.at

Dort erfahren Sie auch mehr über aktuelle Kapazitäten, Ablauf, Datensicherheit, etc.

Essstörung „Orthorexia nervosa“

Personen, welche unter „Orthorexia nervosa“ leiden, befassen sich vor jeder Nahrungsmittelzufuhr zwanghaft mit der Qualität der Speisen, lesen nach, recherchieren vorher über die einzelnen Inhaltsstoffe und schränken sich dadurch auch immer mehr beim Einkauf und Kochen ein. Dies kann zu gesundheitlich bedenklichem Gewichtsverlust führen. Im Gegensatz zur „Anorxia“ geht es dabei nicht ursprüglich um die Sorge zu dick bzw. nicht mehr „gesellschaftskonform“ zu sein. Der Gewichtsverlust resultiert einfach aus der immer extremer werdenden Einschränkung der „erlaubten“ Nahrungsmittel.
Heutzutage ist die Sorge darüber ja mehr als berechtigt, nur gerät das „Ausmaß“ dabei außer Kontrolle und wird zur „Krankheit“.
„Nahrungsmittel ist nicht mehr Lebensmittel, sondern „Lebensmittelpunkt““ wie es Dr. Bianca Schwennen aus der Seepark Klinik Bad Bodenteich im unterhalb verlinkten Video sehr treffend formuliert.

Mehr Informationen findest Du unter:

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190213_OTS0059/orthorexie-als-phaenomen-der-optimierungsgesellschaft


https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/videos/orthorexie-video-100.html

Sorgentelefon

Liebe Betroffene, Liebe Ratsuchende,

Ich möchte euch recht herzlich ermuntern, vom Sorgentelefon Gebrauch zu machen. Ich kann schon verstehen, dass es manchen von euch leichter fällt, einen Text auf die Seite zu schreiben. Ihr weißt ja zunächst nicht, wer sich bei einem Anruf am Sorgentelefon meldet. Da gibt es sicher allerlei Bedenken: „Wer wird sich am anderen Ende der Leitung melden? Werde ich in all meinen Nöten verstanden? Werden mir Ratschläge aufgedrängt, die mich überfordern? Kann ich über meine „merkwürdigen“ Symptome sprechen und auf Verstehen und Mitgefühl rechnen? Ich getrau mich einfach nicht.“ Kennt ihr das Sprichwort: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Ich habe soviel in meiner Zeit als Erkrankte und dann später bei meiner Arbeit als „Kotherapeutin“ erlebt, seid sicher, ich kann euch verstehen. Liebe Grüße eure Ulrike S.

Dankeschön

Ein Dankeschön an Josef und an Theresa für all ihre Arbeit und Mühe, die sie sich für diese Seite gemacht haben. Da stecken viele Stunden Arbeit drin!

Hallo Theresa!

Freue mich sehr, dass es deine HP und das Forum wieder gibt. Ich selbst habe schon mit dem Gedanken gespielt, ein Forum zu eröffnen. Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Danke für deine Mühe und deinen Mut. Ich habe eine sehr gute Therapeutin und habe eine eigene SHG gegründet. Ich werde allen, die ich kenne deine HP empfehlen. Hoffentlich gibt es bald interessante Neuigkeiten. Ganz liebe Grüße an alle Betroffenen und Freunde dieser Seite.

Margit

Liebe Menschen

Ich habe schon seit längerem mit Zwängen zu tun. Insbesondere Ängste, mich mit lebensgefährlichen Keimen oder Substanzen zu kontaminieren, führen zu Zwangshandlungen, aber ich neige auch zum Grübeln und Zweifeln v.a. wenn nicht ganz klare Entscheidungen zu treffen sind/waren und diese fatale Folgen für andere oder für mich haben könnten. Verhaltenstherapien haben bei mir eher schnell mal die Symptome gebessert, waren aber nicht besonders nachhaltig – vielleicht habe ich dabei auch zu wenig darauf geachtet selbstbestimmt zu werden. Dies gelang mir besser durch humanistische Therapien (insbesondere personzentrierte Gespächstherapie) und Literatur. Mit einer stabileren Basis, mit mehr Selbstbewusstsein und Selbstachtung, machte für mich dann auch die Verhaltenstherapie mehr Sinn. Interessant finde ich daher auch die Akteptanz- und Commitmenttherapie (ACT). Womit ich auch gute Erfahrung in letzter Zeit gemacht habe, ist mich mit anderen Betroffenen und Angehörigen auszutauschen (Selbsthilfegruppe und Forum) aber auch mich anderen Menschen mehr zu öffnen und mich eher mit allem was mich ausmacht auch meinen Schwächen, Zuneigungen, Traurigkeit, Sorgen zu zeigen. In dem Sinne würde ich mich auch hier sehr über einen wohlwollenden und vor allem wahrhaftigen Austausch freuen.